Schilddrüsenüberfunktion – Hyperthyreose

Bei den Fehlfunktionen der Schilddrüse unterscheidet man zwischen der Überfunktion mit zu hohen Hormonspiegeln und der Unterfunktion, bei der die Schilddrüsenhormonproduktion vermindert ist oder fehlt. Beide Formen können verschiedene Ursachen haben.

Schilddrüsenknoten

Durch Jodmangel kann es zu vermehrtem Wachstum von Schilddrüsengewebe mit Knotenbildung kommen Häufig entstehen dann überaktive so genannte „heiße“ oder „autonome“ Knoten, die unkontrolliert Schilddrüsenhormone produzieren. Diese „funktionelle Autonomie“ mit Überfunktion tritt oft erst in späteren Lebensjahren auf, Auslöser kann z.B. eine vermehrte Jodzufuhr im Rahmen einer Röntgenkontrastmittelgabe sein. Man unterscheidet eine Form mit einem einzelnen „heißen Knoten“ von der „multifokalen Autonomie“ bei der sich mehrere Bezirke vermehrten Stoffwechsels im Rahmen einer gezielten Untersuchung nachweisen lassen. Das Risiko einer Überfunktion ist beim Vorliegen solcher Knoten deutlich erhöht, daher ist eine frühzeitige Behandlung auch beim Fehlen typischer Beschwerden oft sinnvoll.

Morbus Basedow

Eine weitere Ursache der Schilddrüsenüberfunktion ist der so genannte Morbus Basedow. Diese Autoimmunerkrankung tritt gehäuft bei jungen Frauen auf, geht oftmals mit ausgeprägten Zeichen einer vermehrten Hormonausschüttung einher und ist bei manchen Patienten am charakteristischen Hervortreten der Augen zu erkennen. Der Grund liegt bei diesen Patienten vereinfacht gesprochen an einer Irreleitung der körpereigenen Abwehr bei der die Schilddrüse als „fremd“ erkannt wird.

Welche Symptome hat eine Überfunktion?

Die Symptome der Schilddrüsenüberfunktion sind durch die Wirkung der vermehrt gebildeten Schilddrüsenhormone verursacht. Energiehaushalt und Stoffwechsel werden dabei dauernd angekurbelt und arbeiten ständig auf Hochtouren. Jede einzelne Körperzelle muss zu viel arbeiten. Wird die Überfunktion nicht rechtzeitig behandelt, kann es im Einzelfall sogar zu lebensbedrohlichen Komplikationen kommen. Man unterscheidet bei der Überfunktion eine „latente“ oder „subklinische“ Form (Übergangsformen) von einer ausgeprägten Erkrankungsform. Auch wenn die Hormonwerte im Blut noch normal sind (latent), können manchmal bereits typische Symptome auftreten, wenn auch in geringerer Ausprägung. Möglicherweise kann das Herz schon durch diese unterschwellige Überfunktion geschädigt werden. Da von der Hormonwirkung naturgemäß verschiedene Organe betroffen sind, kommt es zu ganz unterschiedlichen Symptomen. Diese können beim einzelnen Patienten stärker oder schwächer ausgeprägt sein und werden anfangs oft gar nicht mit der Schilddrüse in Verbindung gebracht.

Stoffwechsel:

Häufig ist der Gewichtsverlust, obwohl man genauso viel isst wie früher oder sogar mehr Hunger hat. Durch die ständige Aktivierung des Stoffwechsels verbrennt der Körper mehr Energie. Dadurch wird auch zusätzliche Wärme von außen schlecht vertragen, man schwitzt leicht und die Haut fühlt sich warm an.

Nervensystem:

Die Betroffenen fühlen sich innerlich unruhig und nervös (obwohl dafür kein äußerer Anlass besteht) und können nachts schlecht schlafen. Dadurch werden viele Patienten gereizt und unbeherrscht.

Herz-Kreislaufsystem:

Das Herz schlägt schneller als sonst, und manchmal können auch die betroffenen Patienten selbst spüren, wie es aus dem Rhythmus kommt. Der Blutdruck kann ansteigen.

Verdauungssystem:

Auch der Magen-Darm-Trakt arbeitet auf Hochtouren. Man muss häufiger zur Toilette; manche Patienten leiden auch unter Durchfällen.

Haut und Haare:

Die Haut ist am ganzen Körper warm und feucht; die Haare werden weich und dünn und fallen vermehrt aus.

Fortpflanzungssystem:

Bei Frauen im gebärfähigen Alter kann auch die Fruchtbarkeit in Mitleidenschaft gezogen sein.

Augen:

Eine Besonderheit ist das Auftreten von Augensymptomen zu Beginn eines Morbus Basedow. Bei Vorliegen von Augensymptomen sollte eine Über- oder Unterfunktion vermieden werden.

Welche Untersuchungen sind wichtig?

Am Anfang einer Untersuchung steht in der Regel eine ausführliche Befragung des Patienten hinsichtlich seiner Beschwerden, Ernährungsgewohnheiten oder dem Vorliegen von Schilddrüsenerkrankungen in der Familie.

Die Überprüfung der Schilddrüsenhormonspiegel im Blut ermöglicht eine schnelle Diagnosestellung bei Vorliegen einer Schilddrüsenüberfunktion. Hierzu wird zunächst das TSH bestimmt, das als erstes, noch vor den anderen Hormonen eine Funktionsstörung anzeigt. Sollte dieses zu tief sein (Überfunktion) folgen weitere Laboruntersuchungen des fT3, fT4 und der Antikörperbestimmung zur Klärung der Ursache.

Mit Hilfe der Ultraschalluntersuchung (Sonographie), wird das Organvolumen bestimmt und eventuelle vorhandene Knoten aufgedeckt.

Welche Möglichkeiten der Behandlung gibt es?

Bei der Behandlung der Überfunktion muss die überschießende Produktion von Schilddrüsenhormonen gebremst werden. Dies geschieht zunächst mit sogenannten schilddrüsenhemmenden Medikamenten (Thyreostatika), die meist rasch zu einer Normalisierung des Stoffwechsels und damit zu einer Abnahme der Beschwerden führen. Über die Anwendung und Dauer dieser Medikation wird Sie Ihr betreuender Arzt aufklären. Gelegentlich kommen auch weitere begleitende Medikamente zum Einsatz z. B. entzündungshemmende Mittel oder so genannte ß-Blocker zur Senkung der Herzfrequenz. In manchen Fällen wird nach anfänglicher medikamentöser Therapie auch noch ein operativer Eingriff oder eine so genannte Radiojodtherapie zur kompletten Beseitigung des krankmachenden Gewebeanteils der Schilddrüse notwendig sein. Ob und welche dieser Therapiemöglichkeiten für Sie persönlich in Frage kommt, besprechen wir mit Ihnen gemeinsam.

Welche Kontrolluntersuchungen müssen gemacht werden?

Unter der Medikation gegen Überfunktion müssen regelmäßig die Schilddrüsenhormone fT3 und fT4 bestimmt werden, da das Ziel die Normalisierung dieser Hormone im Blut ist. Anfänglich sollen diese alle sechs Wochen kontrolliert werden. Um Nebenwirkungen der Medikamente am Blutbildenden System und der Leber frühzeitig zu erkennen, sind weitere engmaschige Blutuntersuchungen angezeigt.
Beim Morbus Basedow dient die wiederholte Messung der Antikörperspiegel dazu, eine Prognose zur endgültigen Ausheilung abzugeben oder weitere Therapiemaßnahmen (Operation, Radiojodtherapie) einzuleiten.

Literatur beim Verfasser